Verteidigung – Sonnenschutz -
Tropfbewässerung
Keine Rose ohne Dornen, halt
das stimmt nicht, denn Rosen haben Stacheln. Das hat sich leider falsch in
unserem Sprachgebrauch fest gesetzt. Stacheln sind nicht mit der Epidermis (Oberhaut)
verwachsen und können deshalb leicht abgebrochen werden und sind keine
umgewandelten Organe wie es bei den Dornen der Fall ist.
Dornen sind eigentlich
reduzierte Blätter und deshalb ideales Zubehör der Kakteen. Darüber erfolgt keine
Verdunstung, sie wachsen aus den Areolen. Areolen sind entwicklungstechnisch
gesehen zurück gebildete Sprosse, ähnlich den schlafenden Augen bei den Bäumen.
Dornen spenden einen gewissen Grad an Beschattung für die Epidermis und im Scheitel
der Pflanzen. Es sind extreme Bewaffnungen die eine Länge von 20cm erreichen können
und stabil genug um Fressfeinde ab zu wehren. Jede Form von Feuchtigkeit fangen
sie auf um sie dann ähnlich einer Tropfbewässerung zu den Oberflächenwurzeln am
Fuß der Pflanze zu leiten. Manche Dornen sind mit Rillen ausgestattet, wie bei
Ferocactus histrix,
andere umschließen den Stamm fast vollständig oder sie
wirken wie mit Filz überzogen (Gymnocalycium tillianum).
Die feinen
fiederartigen Dornen von Mammillaria duwei verdecken den Pflanzenkörper vollständig,
selbst die kleinen, hakigen Mitteldornen sind mit einem filzigen Belag
überzogen. Damit wird die Oberfläche enorm vergrößert und wirklich jedes noch
so feine Tröpfchen an Feuchtigkeit aufgefangen.
Die langen Hakendornen von
Ferocactus acanthodes sind so stabil, dass man die Pflanze daran hoch heben
kann, ohne das sie brechen.
Dornen können die unterschiedlichsten Formen
aufweisen, wie bei Pelecyphora aselliformis oder bei Sulcorebutia augustinii, Asseln
ähnlich,
bei Gymnocalycium triacanthum wirken sie wie Spinnentiere.
Ein
undurchdringlicher Dornendschungel bildet Cylindropuntia lloydii, wenn man sie
unkontrolliert wachsen lässt.
Papierartig und fast durchsichtig wirken die
langen Dornen von Tephrocactus clavatus und Tephrocactus papyracanthus im
Gegenlicht. Viel gemeiner sind aber die kleinen mit Glochiden (Widerhaken) besetzten
Dornengrüppchen an der Basis der großen Dornen.
Wer einmal diese Dörnchen in
der Haut stecken hatte, weiß, dass man einige Tage 'Freude' daran hat. Wenn man
sie heraus ziehen will, brechen sie bei der geringsten Berührung sofort ab. Sukkulenten
dagegen haben keine Dornen es sind Dorn ähnliche Auswüchse die sie sich
zugelegt haben. Es sind gleiche Entwicklungen zwischen Pflanzen des
amerikanischen und afrikanischen Kontinents zu beobachten. Durch ähnliche
Umwelteinflüsse und Standortbedingungen haben sich diese Merkmale durchgesetzt
und bewährt. Das kann Stammformen, Dornen, Rippenbildung, Caudex und Behaarung
betreffen. Man spricht dann von einer Konvergenz, also ähnlichem Verhalten oder
Entwicklungsstadien im Laufe der Jahrmillionen. In den Abbildungen der
Sukkulenten sehen sie Agave stricta,
Aloe arborescens
und Trichodiadema densum.